Newsletter Nr. 1   – Wie alles begann

20. Juni 2021

Liebe Freunde,
unser Verein ist noch sehr klein und hat noch nicht viel erlebt. Und doch hat er eine große Vorgeschichte.
Die Geschichte seiner Entstehung ist verbunden mit einer Vision, die James schon als Jugendlichen begleitete.
Seine Vision ist, dass Kinder im Kongo zur Schule gehen können, egal ob die Eltern reich oder arm sind.
Er ist als Waise aufgewachsen und seine Mutter, eine Witwe im Dorf Mataba, arbeitete hart, dass sie das Geld für James‘ Schule zusammenbekam.
Trotz der Schwierigkeiten gelang es ihr, dass ihr jüngster Sohn James als einziger ihrer zehn Kinder den Schulabschluss machte, obwohl sie selbst nie zur Schule gegangen war.

James tritt nun – 30 Jahre später – in ihre Fußstapfen. Er möchte es vielen Kindern in seinem Heimatbezirk Nord-Kivu im Kongo ermöglichen, den Schulabschluss zu machen.
Da er als Junge auch begeistert Fußball spielte, verbindet er diese Vision mit einer zweiten Idee, nämlich, die Jugendlichen in den Dörfern zum Sport zu ermutigen.
Denn der Sport verbindet die Menschen, macht Spaß, und ist ein Anziehungspunkt für Zuschauer.
So entstand der Verein „Sport und Kinderhilfe im Kongo (DR) e.V.“

So ein Zeugnis ist eine große Sache!

Es war um die Mittagszeit. Lukeresia stützte sich auf ihre Hacke und wischte sich den Schweiß mit einem Tuch aus dem Gesicht. Seit dem Morgen, als die Sonne aufging, hatte sie auf diesem Feld gearbeitet und nun schmerzte ihr Rücken. „Ich geh wohl besser nach Hause und ruhe mich ein wenig aus…“ dachte sie gerade bei sich selbst, als sie eine helle Kinderstimme ihren Namen rufen hörte. Sie drehte sich um und erblickte Neema, die Tochter ihrer Nachbarin. Sie kam von der Schule nach Hause und rannte jetzt gerade auf Lukeresia zu.
Neema war 12 Jahre alt und sehr stolz, zu den wenigen Mädchen des Dorfes Mataba zu gehören, die in die Schule gingen.
Atemlos blieb sie vor Lukeresia stehen. „Was gibt’s, Neema? Warum rennst du so bei dieser Hitze? Ist etwas passiert?“ fragte Lukeresia. Unwillkürlich kamen ihr die Überfälle der Rebellen auf die umliegenden Dörfer, die in letzter Zeit immer wieder vorkamen, in den Sinn. Sie befürchtete schlechte Nachrichten.
„Nein, Mama James,“ stieß Neema, immer noch atemlos, hervor, „aber ich hab‘ eine wichtige Nachricht vom Rektor unserer Schule!“
Neema musste jeden Tag zwei Stunden zu Fuß nach Shinda zu ihrer Schule laufen. Es gab in Mataba keine höhere Schule, und nur wenige der größeren Kinder liefen jeden Morgen in Richtung Shinda. Lukeresia dachte daran, dass noch vor ein paar Monaten ihr eigener Sohn James in dieser Gruppe war, die sich jeden Morgen zusammen auf den Schulweg machte.
Aber jetzt arbeitete er in Kampala. Nach seinem Abitur war er dorthin gegangen, um Geld zu verdienen, das er ihr dann schicken wollte. Einerseits war sie froh darüber, dass er ihr half, Geld zu verdienen, aber auf der anderen Seite fehlte er ihr auch. Die Arbeit wurde ihr oft zu schwer allein…

Neema riss sie aus ihren Gedanken: „Hör doch, der Rektor ruft dich. Du sollst zur Schule kommen und das Abiturzeugnis von James abholen. Es liegt dort bereit und James kann es ja nicht selber holen.“
Lukeresia staunte. Alle Müdigkeit war von ihr gewichen. Sie sollte das Abiturzeugnis abholen! Das war eine wichtige Angelegenheit. „Danke, Neema, für die Nachricht. Ich werde mich gleich auf den Weg machen. Komm, hilf mir, die Kürbisse nach Hause tragen.“
Als Lukeresia zu Hause ankam, wusch sie sich gründlich Hände und Füße, die von der Feldarbeit mit Erde verkrustet waren. Dann nahm sie ihr gutes Tuch und band es sich um die Hüften.
„Ein Zeugnis abholen ist eine wichtige Sache. Aber wie werde ich es transportieren? Es ist sicher groß und schwer.“ überlegte sie, als sie das Haus verließ. Schnell griff sie nach einem Stoffring für den Kopf, damit sie es notfalls auf dem Kopf nach Hause tragen konnte.
Als sie über die Bergkuppe Richtung Shinda lief, traf sie Onkel Musekura. „Wohin gehst du, Lukeresia?“ fragte er, nachdem er sie begrüßt hatte.
„Ich hole das Zeugnis von James ab, von der Schule in Shinda.“ antwortete sie und die Freude und der Stolz über ihren Sohn schwang in ihrer Stimme mit.
Onkel Musekura nickte bedächtig: „Ja, das ist eine wichtige Sache, pass nur gut darauf auf. Aber wofür hast du deinen Tragering für den Kopf mitgenommen?“ fragte er verwundert.
„Damit ich das Zeugnis tragen kann,“ rief Lukeresia über die Schulter, denn sie hatte sich bereits wieder auf den Weg gemacht. „Es ist sicher sehr groß…“
„Du brauchst es nicht auf dem Kopf zu tragen, es ist nur ein Stück Papier!“ rief ihr Onkel Musekura hinterher, doch Lukeresia hörte ihn nicht mehr. Sie war bereits über der Bergkuppe verschwunden.
Als Lukeresia vor dem Rektor in dessen Büro saß, staunte sie nicht schlecht, als der Rektor ihr das Zeugnis von James aushändigte. Es steckte in einem braunen Briefumschlag und war nicht schwerer als ein kleiner dürrer Zweig.
„Das ist alles?“ fragte sie etwas beunruhigt. Sie hatte es sich viel größer und schwerer vorgestellt. Schließlich hatte James viel Zeit damit zugebracht, sich auf das Abitur vorzubereiten. Und sie hatte jahrelang viel Geld dafür bezahlt, dass er zur Schule gehen konnte. Das Zeugnis müsste eigentlich viel größer ausfallen, wunderte sie sich, als sie den Umschlag dankend entgegennahm.
„Ja, das ist alles. Pass gut drauf auf, es ist ein wichtiges Dokument“ antwortete der Rektor freundlich.
Dann machte Lukeresia sich auf den Heimweg. Sie hatte das Zeugnis tief unter ihr Gewand gesteckt, und hielt es dort verborgen, bis sie zu Hause war. Sie hatte Angst, jemand könnte es ihr stehlen.
Als sie in ihrem Schlafzimmer stand, holte sie den Umschlag erleichtert aus ihrem Gewand hervor.
„Morgen bringe ich es zu Onkel Musekura. Dort ist es am sichersten aufgehoben“ sagte sie zu sich selbst und dann machte sie sich daran, das Abendessen zuzubereiten.
Als Onkel Musekura am nächsten Tag den Umschlag mit dem Zeugnis in den Händen hielt, konnte er nicht umhin, Lukeresia scherzhaft zu fragen: „Du hast sicher unter dieser Last hier geschwitzt, oder?“ Aber dann fuhr er etwas ernster fort: „Du hast richtig gehandelt, Lukeresia. Ich bin froh, dass du keinen Tag versäumt hast, dieses wichtige Dokument abzuholen. Ich werde es gut für James
aufheben, bis er kommt.“
Lukeresia ging zufrieden mit sich nach Hause.
Auch wenn es vom Gewicht her nicht so schwer war, wie sie dachte, hatte sie doch gewusst, dass dieses Zeugnis eine sehr wichtige Sache ist.
(Auszug aus dem Buch „Leben in der großen Stadt“ von Sabine Ruribikiye-von Stetten)

Ein Zeugnis – sei es ein Abiturzeugnis oder das Zeugnis einer abgeschlossenen Ausbildung – ist das Sprungbrett für jeden Jugendlichen, in der Arbeitswelt auf eigenen Beinen zu stehen.
Heute, 30 Jahre später, ist dies im Kongo immer noch keine Selbstverständlichkeit.

Aber wir haben die Möglichkeit, Kindern im Kongo dabei zu helfen. Wer bedürftige Kinder mit Schulgebühren und Schulmaterial unterstützen möchte, kann dies mit einer Geldspende auf folgendes Konto tun:

Verein für Sport und Kinderhilfe im Kongo (DR) e.V.
IBAN: DE65 7655 0000 0009 0413 69
Sparkasse Ansbach
Vermerk: „Schule“
Wer gerne eine Sportveranstaltung der Jugendlichen unterstützen möchte, benützt einfach den Vermerk: „Sport“